Die Cloud hat die Art und Weise, wie Unternehmen IT-Ressourcen bereitstellen und nutzen, revolutioniert. Doch selbst in der Cloud verwalten viele Organisationen immer noch Server, sei es virtuelle Maschinen oder Container. Eine Entwicklung verspricht jedoch, diese letzte Hürde der Infrastrukturverwaltung zu nehmen und den Fokus noch stärker auf die eigentliche Innovation zu legen: Serverless Computing.
Der Begriff “Serverless” ist dabei etwas irreführend, denn Server sind natürlich immer noch im Spiel. Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass Sie sich nicht mehr um die Verwaltung dieser Server kümmern müssen. Der Cloud-Anbieter übernimmt die gesamte zugrunde liegende Infrastruktur – von der Bereitstellung und Skalierung bis hin zu Wartung, Patching und Kapazitätsplanung. Ihre Anwendung oder Funktion läuft einfach, wenn sie benötigt wird.
Was ist Serverless Computing?
Im Kern des Serverless-Ansatzes stehen in der Regel Function-as-a-Service (FaaS)-Angebote. Hierbei deployen Sie einzelne Funktionen oder kleine Code-Einheiten, die auf bestimmte Ereignisse reagieren:
- HTTP-Anfragen: Eine Funktion, die auf API-Aufrufe reagiert, um Daten zu verarbeiten oder Inhalte bereitzustellen.
- Datenbank-Änderungen: Eine Funktion, die ausgelöst wird, wenn ein neuer Eintrag in eine Datenbank geschrieben wird.
- Dateiuploads: Eine Funktion, die Bildbearbeitung startet, sobald ein Bild in einen Speicher-Bucket hochgeladen wird.
- Geplante Ereignisse: Eine Funktion, die täglich um Mitternacht einen Bericht generiert.
Die Cloud-Plattform sorgt dann dafür, dass Ihre Funktion bei Bedarf ausgeführt wird und skaliert sie automatisch von null auf Tausende von Instanzen – und wieder zurück auf null, wenn keine Anfragen mehr vorliegen.
Die Vorteile von Serverless Computing: Innovation im Fokus
Der Umstieg auf Serverless bringt eine Reihe von transformativen Vorteilen mit sich, die direkt auf mehr Innovation einzahlen:
- Massive Kostenreduktion (Pay-per-Execution): Dies ist einer der größten Anreize. Sie zahlen nicht mehr für laufende Server, die möglicherweise ungenutzt herumstehen, sondern ausschließlich für die tatsächlich ausgeführte Rechenzeit Ihrer Funktionen. Wenn Ihre Anwendung nicht genutzt wird, fallen nahezu keine Kosten an. Dies ist ideal für Workloads mit variabler Last oder seltenen Ausführungen.
- Unbegrenzte Skalierbarkeit (Out-of-the-Box): Manuelle Skalierung gehört der Vergangenheit an. Serverless-Plattformen skalieren Ihre Funktionen automatisch und nahezu unbegrenzt, um selbst massive Lastspitzen ohne Ihr Zutun zu bewältigen. Das befreit Entwicklungsteams von der Komplexität der Infrastrukturplanung.
- Weniger Betrieblicher Overhead: Keine Server zu patchen, keine Betriebssysteme zu aktualisieren, keine Kapazitätsplanung, kein Lastenausgleich konfigurieren. Das reduziert den operativen Aufwand (Ops) drastisch und entlastet Ihre IT-Teams. Sie können sich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: die Entwicklung neuer Features und die Verbesserung des Kundenerlebnisses.
- Schnellere Markteinführung (Time-to-Market): Da sich Entwickler nicht um die Infrastruktur kümmern müssen, können sie sich ganz auf das Schreiben von Code konzentrieren. Das beschleunigt den Entwicklungszyklus erheblich, ermöglicht schnellere Iterationen und die schnellere Bereitstellung neuer Produkte und Services.
- Fokus auf Business-Logik: Die Abstraktion der Infrastruktur lenkt den Fokus der Entwickler vollständig auf die Implementierung der Geschäftslogik. Dies fördert die Entwicklung von Microservices-Architekturen und die Modularisierung von Anwendungen.
- Eingebaute Hochverfügbarkeit: Serverless-Plattformen sind von Haus aus auf Hochverfügbarkeit ausgelegt. Ihre Funktionen werden automatisch über mehrere Verfügbarkeitszonen hinweg verteilt, was die Resilienz Ihrer Anwendungen erhöht.
Anwendungsfälle für Serverless Computing
Serverless eignet sich hervorragend für eine Vielzahl von Anwendungsfällen:
- APIs und Web-Anwendungen: Für die Bereitstellung von Backend-APIs oder kompletten statischen Webseiten mit dynamischen Backends.
- Datenverarbeitung: Echtzeit-Verarbeitung von Streaming-Daten, ETL-Prozesse, Bild- und Videoverarbeitung.
- Chatbots und IoT-Backends: Für event-gesteuerte Interaktionen.
- Automatisierung und IT-Operations: Skripte, die auf Cloud-Ereignisse reagieren (z.B. bei der Erstellung einer neuen Ressource).
- Prototyping und MVP-Entwicklung: Schnell neue Ideen testen und auf den Markt bringen.
Serverless ist nicht immer die Lösung für alles
Es ist wichtig zu verstehen, dass Serverless, obwohl leistungsstark, nicht die Lösung für jedes Problem ist. Für bestimmte Workloads, wie sehr langlebige Prozesse, sehr hohe Kaltstartzeiten-Sensitivität oder spezifische Legacy-Anwendungen, können traditionelle Server-Modelle oder Container weiterhin die bessere Wahl sein.
Fazit
Serverless Computing markiert einen weiteren wichtigen Schritt in der Evolution der Cloud. Es ermöglicht Unternehmen, ihre operativen Lasten zu reduzieren und sich stattdessen voll auf Innovation zu konzentrieren. Indem die Infrastruktur abstrahiert wird und man nur für die tatsächliche Nutzung zahlt, bietet Serverless eine beispiellose Agilität, Skalierbarkeit und Kosteneffizienz. Es ist ein Game-Changer für alle, die schneller Mehrwert für ihre Kunden schaffen wollen – mit weniger Infrastruktur und mehr Fokus auf das Wesentliche.